Hollandtörn 2019 - Team Quast/Vollmer erneut vom DSV ausgezeichnet

In Zeiten von Corona, gesperrten Häfen und Vereinsanlagen hier unser Hollandtörnbericht 2019, mit dem wir uns beim Fahrtenseglerwettbewerb des DSV beworben hatten. Insgesamt segelten wir 188 sm mit meiner Dehler Dehlya 25 „Australia“ und hoffen, mit diesem Bericht Segelstimmung in eure Wohnzimmer zu bringen.

 

 

Samstag, 24.08.19
Am frühen Morgen starteten wir gen Holland und erreichten die Marina Stavoren pünktlich zum vereinbaren Krantermin. Hochsommerliches Wetter begleitete uns beim Aufriggen, so dass wir am frühen Nachmittag eine gute Dusche genossen und uns abends mit Kai und Jessica an der Schleuse trafen und einen gemütlichen Abend in einem Restaurant verbrachten.

Sonntag, 25.08.19
Seewetterbericht E-NE 2-3 Bft für das IJsselmeer /Markermeer, Lufttemperatur 28 Grad. So legten wir in aller Ruhe um kurz nach 9 Uhr bei schönstem Sommerwetter in Stavoren ab, Ziel war der Compagnieshaven in Enkhuizen, Distanz 14 sm. Fest 13:30 Uhr.  Anleger, duschen, Besuch des örtlichen Schiffsausrüsters („Zalando“ für Männer) und Spaziergang in die Stadt rundeten den Abend ab.

Montag, 26.08.19:
Seewetterbericht E 2-3 Bft, drehend auf NE 3-4 Bft. Leinen los um kurz nach 9 Uhr, Ziel Amsterdam, Sixhaven. Warmes Sommerwetter mit diesiger Sicht begleite uns, um 12:30 Uhr lag der berühmte Leuchtturm von Marken querab.  Leider nahm der Wind ab und nicht zu, daher starteten wir den Motor und freuten uns auf die Anfahrt in die Großstadt. Ein kurzes Festmachen an der Gruttobrug und weiter ging es in die Oranjesluize. Eine volle Schleusenkammer  kostete etwas Zeit, bevor wir Kurs auf den Sixhaven nehmen konnten. In vorderster Lage erhielten wir dort problemlos einen Liegeplatz, bei fast 30 Grad Außentemperatur und Windstille erfreuten wir uns an gekühlten Bordgetränken nach einer Tagesstrecke von 29 sm. Schnell noch zu Hause angerufen, wir sind in Amsterdam! Allerdings hatte uns die Familie daheim schon längst gesehen, wir lagen direkt vor der Webcam des Hafens! Moderne Zeiten…. Wie gut, dass wir uns benommen hatten! Natürlich ging es abends in die Innenstadt, es lohnt sich!

Dienstag, 27.08.19:
Wir frühstückten an Bord und bummelten erneut durch die Innenstadt. Unser heutiges Ziel war die Seaport Marina IJmuiden,  diese befindet sich an der Nordseeküste ca. 17 sm von Amsterdam entfernt. Den KVR Regeln im Kanal folgend benötigten wir dafür rund 3,5 Stunden. In der Marina angekommen genossen wir die frische Luft an der Nordsee, nach den schwülen Temperaturen der letzten Tagen eine echte Wohltat.

Nun wurde es spannend. Unser nächstes Ziel sollte Texel/Oudeschild sein. Distanz ca. 43 sm. Hier ist zu bemerken, dass wir in Bezug auf die Tide den mitlaufenden Strom im Marsdiep zeitlich „erwischen“ mussten, unsere Tidenberechnung also auf diesem wichtigen Törnabschnitt und damit auch auf unsere Abfahrtszeit in IJmuiden berechnet worden ist. Diese erfolgte unabhängig voneinander, um eine gegenseitige Kontrolle nutzen zu können. Der Strom läuft bis Oudeschild bis 1 Stunde nach HW Harlingen, der stärkste Strom im Marsdiep 5 Stunden vor HW Harlingen. Damit hatten wir bei Ablegen in IJmuiden zwar noch leichten Gegenstrom, von Bedeutung ist aber der o.g. Stromverlauf im Marsdiep. Hier muss die Berechnung passen, denn Wind gegen Strom ist bei einem 25 Fuß großen Schiff nicht wirklich empfehlenswert und auch nicht ungefährlich. 

Mittwoch, 28.08.19:
Seewetterbericht um 08:05 Uhr: SW 3-4 Bft, Schauer und Gewitter möglich, Texel S-SW 3-4 Bft, drehend auf W. Um 9 Uhr Ablegen, diesiges Wetter auf der offenen Nordsee. Der Wind nahm weiter zu, bei 18-20 Knoten Wind zogen wir das 1. Reff ein. Fahrt mit ca. 6 kn über Grund. Unser AIS zeigte ein achteraus fahrendes 14 m Segelschiff eines Schweden, der unseren Kurs ebenfalls unter Segel mitfuhr, uns aber über gut 1,5 Stunden nicht einholte. Um 14:35 Uhr erhielten wir auf Ch 16 die Sicherheitsmeldung eines niederländischen Kriegsschiffes, welches sich für eine Übung einnebeln wollte. Oh, nur ca. 4 sm nordwestlich von uns entfernt! Unsere Tidenberechnung passte genau, fest Oudeschild/Waddenhaven um 17:15 Uhr. Für den morgigen Tag planten wir durch das Molengat außen herum um Texel nach Vlieland zu fahren, daher erneute Tidenberechnung. HW Harlingen um 09:29 Uhr und 22:16 Uhr, NW Oudeschild um 14:30 Uhr, Ablegen Oudeschild bei NW -1 Stunde, also 13:30 Uhr LT.

Donnerstag, 29.08.19:
Seewetterbericht um 08:05 Uhr LT, Vorhersage SW 3-4 Bft, zeitweise 5 Bft. möglich. Gemütliches Frühstücken an Bord, nachtanken, aufräumen an Bord und Klarmachen zum  Ablegen, bevor wir pünktlich um 13:30 Uhr den Hafen verließen. Nach einer Stunde  hatten wir 7,7 sm geschafft, der Tide sei Dank.  Um 16:30 Uhr lag Texel weiterhin querab und ein AVS von 6 kn nach einer Distanz von 18,1 sm freute uns sehr.  Der Leuchtturm von Eierland lag um 17 Uhr querab, FdW 6,1 kn, SOG 7,5 kn, um 17:30 Uhr hatten wir exakt 25 sm in 4 Stunden geschafft. Klasse. Der Strom zog uns immer noch um die Ostküste Vlielands  herum, wir konnten die Australia unter Vollzeug weiterlaufen lassen, bevor wir kurz vor der Hafeneinfahrt die Segel bargen und uns auf die Einfahrt der schmalen und mit Stromversatz gespickten Einfahrt unter Vollgas des Motors einstellten. Tagesetappe 38 sm in rund 6,5 Stunden. Ein wunderschöner Segeltag lag hinter uns, wir hatten einfach riesig Spaß, das Schiff „laufen zu lassen“.  Essen im Restaurant, danach erneute Tidenberechnung für den nächsten Tag.  Wir errechneten die etwas kniffelige Passage durch das Schuitengat, welche erst seit ca. 3 Jahren zwischen Vlieland und  Terschelling wieder geöffnet ist. Mit meinem Hubkieler bin ich sehr vorsichtig, lt. LAT beträgt die Wassertiefe 1,50m, mein Tiefgang ebenfalls 1,50m! Unsere berechnete Abfahrtszeit legten wir auf  08:30 Uhr fest.

Freitag, 30.08.19:
Seewetterbericht um 08:05 Uhr LT mit SW 4-5 Bft für Texel /Harlingen. Ablegen bei S 3 Bft und Setzen der Fock bei noch 1,5 kn Gegenstrom. Ab 09:30 Uhr lief der Strom mit 0,5 bis 1 kn mit. Vorsichtig und auf mein Echolot schauend durchquerten wir das Gat. Schön, wenn die eigenen Berechnungen passen! So fuhren wir gen Terschelling, wo wir um kurz vor 12 Uhr festmachten. Nach den anstrengenden Vortagen ruhten wir uns aus, bummelten durch das Dorf und nahmen den berühmten Brandaris in Augenschein. Vor dem Abendessen erneute Tidenberechnung, morgen sollte es in Richtung Harlingen gehen.

Samstag, 31.08.19:
Diesiges Wetter mit S-SE 4-5 Bft in der Vorhersage, später abnehmend 3-4 Bft. Der mitlaufende Strom begleitete uns, so dass wir durch den Slenk und West Meep mit dem Vliestrom gen Harlingen segelten. Von Harlingen zur Schleuse Kornwerdersand mussten wir unter Motor fahren, der Wind hatte auf West gedreht. Nach einer Tagesetappe von 31 sm  machten wir in Makkum fest. Abendverpflegung an Bord, wir waren wieder binnen im IJsselmeer!

Sonntag, 01.09.19:
Ausschlafen, keine Tidenberechnung, heute freies Segeln auf dem IJsselmeer. Leinen los um 11:30 Uhr, setzen der Segel bei W 4 Bft, grober Kurs Stavoren. Erreichen der Schleuse um 14:45 Uhr bei W 4-5 Bft, fest in der Marina um 15:00 Uhr.

Wir waren heile zurück. 188 sm lagen im Kielwasser, die Törndurchführung konnten wir wie die Planung bei den Wetterverhältnissen durchführen. Darauf ein Pils, bevor wir das Schiff abriggten und den letzten Abend in Holland genossen.

Montag, 02.09.19:
Krantermin um 10:00 Uhr, problemloses Verladen des Schiffes auf den Trailer, Ankunft in Paderborn um 19:30 Uhr.

Fazit: 
Nach dem vorherigen Englandtörn hat auch Holland seinen Reiz. Uns begeisterte die perfekte Stromnavigation, die immer wieder zu einer Fahrt über Grund führte, die einfach Freude machte. Abseits vom relativ geschützten IJsselmeer bieten auch die holländische Nordseeküste und die Waddenzee gute Gelegenheiten, mit einem kleinen Schiff navigatorisch anspruchsvoll zu segeln.

Das sah die Jury des DSV genauso und zeichnete uns in der Bewertung mit „Silber“ aus. Eigentlich wären Johannes und ich zur Siegerehrung nach Hamburg gereist, dann kam Corona….

Bleibt gesund,

Olaf Quast

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